Geopark: Ristinge Klint
Ristinge Klint im Südwesten von Langeland ist ein Beispiel von Weltklasse dafür, wie ein Gletscher Bodenschichten verschieben kann (eine sogenannte frontale Stauchung).
Die Klippe, die die Küstenlandschaft der Halbinsel Ristinge dominiert, ist zwei Kilometer lang und 28 Meter hoch. Sie lädt zu Spaziergängen am Strand, wo Sie viele verschiedene Arten von Steinen finden können und am oberen Rand der Klippe ein, von wo aus Sie eine fantastische Aussicht haben.
Auf Ristinge Klint können Sie wunderschöne See- und Meeresablagerungen aus der letzten Warmzeit, Eem (vor 130-115.000 Jahren) und Schichten aus vier Eisvorstößen der letzten Eiszeit, Weichsel (vor 115-11.700 Jahren) sehen. An einigen Stellen wurden auch Reste von Geschiebemergel vom Ende der vorletzten Eiszeit, der Saale, gefunden. Die Klippe ist daher von großer Bedeutung für die Erforschung, Lehre und Verbreitung der Landschaftsgeschichte und der Klima- und Umweltveränderungen innerhalb der letzten rund 140.000 Jahren.
Die Klippe erreichen Sie von mehreren Parkplätzen aus.
Die eiszeitliche Landschaft bei Ristinge Klint
Ristinge Klint ist ein wichtiges Puzzelteil für das Verständnis des Verlaufs von Eisströmen und der Klima-entwicklung während der letzten Eiszeit (Weichsel) und der vorangegangenen Warmzeit (Eem).
Die Schichten der Klippe beginnen mit fettem Ton (”Blanker Ton”), der sich früh im Eem in einem Seebecken ablagerte. Die nächste Schicht ist eine dünne Schicht Süßwassersand mit Schnecken und Muscheln. Danach kommt eine Schicht mariner ”Cyprina Ton” mit zahlreichen Muscheln. Der Ton ist nach der Muschel Cyprina islandica (heute Arctica islandica) – auch Molboauster– benannt. Die Eem-Schichten zeigen, dass es zu dieser Zeit südlich von Fünen Seen gab, die später vom Meer überflutet wurden. Im Eem war der globale Meeresspiegel 7-8 Meter höher und die Temperatur 3-5° Celsius wärmer als heute. Die älteste Ablagerung aus der Weichsel ist der ”Weiße Sand”, bestehend aus fast reinem Quarzsand, der sich durch Wasser und Wind auf Flußebenen mit flachen Seen unter arktischen Bedingungen in einer von Permafrost geprägten Umgebung ablagert. Ein Eisvorstoß aus Südosten, der Ristinge Vorstoß, lagerte vor 55-50.000 Jahren eine dünne Schicht rötlich-braunen Geschiebemergel ab.
Nach einem ”Loch” in der Schichtreihe, in dem mehrere tausend Jahre Ablagerungen fehlen, folgt der ”Gelbe Sand”, der sich auf Schmelzwasserebenen vor dem vorrückenden ”Nordosteis” (vor 23-21.000 Jahren) ablagerte. Das Eis lagerte eine dicke Schicht grauen Geschiebemergel mit Gletscherpflastersteinen (Horizonte aus eis-polierten Blöcken) ab. Heute bildet der Geschiebemergel die charakteristischen hervorstehenden ”Nasen” in der Klippe. Es folgte der Ostjütländische Eisvorstoß (vor 19-18.000 Jahren), der von Südosten aus hierher gelang-te. Der vorrückende Gletscher brach die vor ihm liegenden Permafrostbodenschichten in dicken Schollen entlang der Gleitflächen im ”Blanken Ton” auf und schob die Schichten in mindestens 38 schräggeneigte Schollen Flocken. Während seiner weiteren Reise hobelte das Eis die Spitzen der Flocken ab und legte eine horizontale Schicht Geschiebemergel über ihnen ab.
Schließlich kam der Beltmeer Eisstrom (vor 18-17.000 Jahren) aus dem Südosten und bedeckte den Hügel mit einer weiteren Schicht Geschiebemergel. Die beiden letztgenannten Eisströme haben auch den Ristinge-Hügel in eine längliche Form in Richtung Südost-Nordwest – einen sogenannten drumlinisierten Hügel – gezogen. Oben ist die Klippe von einer Schicht Flugsand neueren Datums bedeckt.
Die dynamische Küstenlandschaft
Als der Anstieg des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit den Südfünen-Archipel geschaffen hatte, war die Ristinge-Halbinsel eine unabhängige Insel, die durch eine schmale Meerenge von Langeland getrennt war. Die Meereserosion der Küste schuf allmählich eine Klippe, von der die Küstenströmungen gelöste Materialien in Gebiete mit flacherem und ruhigerem Wasser trugen. Hier wurde das Material abgelagert und neues Land erschaffen – sogenanntes Meeresvorland. Die Halbinsel Ristinge wuchs allmählich mit Langeland zusammen, während der nördliche Teil der ehemaligen Meerenge zu einem kleinen Fjord, Ristinge Nor, wurde. Das Nor wurde 1873 gestaut und man versuchte es zu kultivieren, allerdings mit begrenztem Erfolg. Während der Weltkriege wurde in der Gegend Torf gestochen.
Vor der Nordspitze der Halbinsel wird Ristinge Hale ständig als Meeresvorland mit Strandböschungen, Salzwiesen, Strandseen und Wällen erweitert.
Südöstlich von Ristinge Klint ist ein Meeresvorland vom größten Dünengebiet des Geoparks am Ristinge Strand bedeckt. Der Dünengürtel ist drei Kilometer lang, 100 Meter breit und die höchsten Dünengipfel sind 7,5 Meter hoch.